John Gerrard ist für seine aufwändigen Animationen bekannt, die er nach Erkundungsreisen sowie Text- und Bildrecherchen am Computer generiert. Die Ausstellung «Exercise» stellt eine 2011–2014 entstandene Serie von Arbeiten des international aufstrebenden Künstlers vor, die den sogenannten militärisch-industriellen Komplex vor dem Hintergrund von High-Tech-Kriegen und globaler Medialisierung seit den 1980er Jahren ansprechen. Auf den zweiten Blick geht es darin aber auch um das Üben von Körper und Geist in einem meditativen Sinn. Denn das Einlassen auf die Bilder erfordert Konzentration. Ihre Logik und Schönheit erschließt sich dem Betrachter erst allmählich. Malerei und Skulptur, Fotografie und Film, Tanz und Performance, Architektur und Landart — John Gerrards Kompositionen übernehmen Anregungen aus vielen Künsten und zeigen, was diese verbindet.
Trailer zur Ausstellung
Leonhard Hofmann für Kunsthalle Darmstadt, 2015
«Exercise (Dunhuang)»
Ein mysteriöses Straßennetz in der Wüste Gobi, das vom chinesischen Militär genutzt wird, liegt «Exercise (Dunhuang)» (2014) zugrunde. Aus drei Perspektiven — Landschaft, Drone, Satellit — verfolgen virtuelle Kameras die Bewegungen und Begegnungen von Arbeitern einer Computerfabrik in Guangzhou. Am Ende eines jeden Durchlaufes, der vom Zufall bestimmt zwei bis drei Tage dauert, bleibt ein Spieler übrig. Alle übrigen (38) Figuren stehen dann auf und formieren um ihn oder sie allmählich ein «Muster im Muster». © Kunsthalle Darmstadt / Foto: Axel Schneider, 2015
«Exercise (Djibouti)»
Im Jahr der Olympiade in London arbeitete John Gerrard mit Athleten zusammen, die sich gerade auf die Spiele vorbereiteten. In «Exercise (Djibouti)» (2012) treten ihre digitalen Duplikate allmorgendlich in zwei Teams, Rot und Blau, an. © Kunsthalle Darmstadt / Foto: Axel Schneider, 2015
«Exercise (Djibouti)»
Ein Durchlauf wird jeweils von einer Farbe im Spektrum regiert. Dschibuti (Ostafrika) ist Übungsplatz dort stationierter US-Soldaten. © Kunsthalle Darmstadt / Foto: Axel Schneider, 2015
«Burning Oil Fields (near Abadan, Iran)»
«Infinite Freedom Exercise (near Abadan, Iran)» (2011) und «Burning Oil Fields (near Abadan, Iran)» (2013) simulieren eine Landschaft im Iran-Irak-Krieg 1980. Inspiration war eine Reportagefotografie von Henri Bureau. © Kunsthalle Darmstadt / Foto: Axel Schneider, 2015
«Infinite Freedom Exercise (near Abadan, Iran)»
Der Uniformträger exerziert 365 Tage im Jahr ohne eine einzige Pause Körperstellungen in Gefechtssituationen. Die Bewegungen wurden von einem Tänzer einstudiert. © Kunsthalle Darmstadt / Foto: Axel Schneider, 2015
«Live Fire Exercise (Djibouti)»
«Live Fire Exercise (Djibouti)» (2011) rekonstruiert den Schauplatz, ein militärisches Übungsgelände in Dschibuti, als eine Art von Bühne. Zu Beginn der 20-minütigen Animation fahren Militärfahrzeuge wie in einem Maschinenballet auf, worauf es zu einer in Zeitlupe gedehnten Explosion kommt. Die virtuelle Kamera umkreist die Feuerball-Skulptur. Eine Projektion der Arbeit war das Bühnenbild für eine Performance des Royal Ballet am Royal Opera House in London. © Kunsthalle Darmstadt / Foto: Axel Schneider, 2015