Bekanntlich entdeckten italienische Künstler der Renaissance die Zentralperspektive und fanden Methoden, um einen optisch überzeugenden Tiefenraum in Gemälden zu konstruieren. Der berühmte Theoretiker Leon Battista Alberti nannte ein Gemälde dementsprechend ein «Fenster», hinter dessen Öffnung sich die gemalte Welt erschließt.
Dies revolutionäre Konzept enthielt aber sofort auch das gegenteilige Potenzial: Was ist, wenn ein Gemälde kein offenes Fenster mehr, sondern eine undurchdringliche Fläche ist, vor der sich alles Gemalte befindet? Jahrhundertelang hat dieses Gedankenspiel die verschiedensten «Augentäuscher» (Trompe-l’oeils) hervorgebracht.
Sybille Ebert-Schifferer ist eine deutsche Kunsthistorikerin. Unter anderem war sie von 1991 bis 1997 Direktorin des Hessischen Landesmuseums in Darmstadt und von 2001 bis 2018 Direktorin der Bibliotheca Hertziana, des Max-Planck-Instituts für Kunstgeschichte in Rom.