Pavel Odvody
Seismographien
14 07 15
23 08 15

Subtil lösen die Fotografien des Künstlers Pavel Odvody die physikalische Frage des Welle-Teilchen-Dualismus aus dem 17. Jahrhundert auf: Das Licht wird zur Skulptur und zum eigentlichen Hauptakteur. Für die Betrachter seilen sich subjektgewordene und scheinbar eigenständig agierende Lichtwellen um Brüste, Gesäß, Bauch und Schenkel wie von Venusstatuen. So entsteht weniger das schemenhafte, naturalistische Abbild eines Körpers, sondern vielmehr eine Sehnsucht und Begierde danach, den Wegen und Schwingungen des Lichts nachzuspüren. Das Licht wird dabei zur seismographischen Nadel, die auf den Sensibilisierungsschichten des Filmmaterials das sachte Beben des Zeitraums, der die entrückten Figuren umgibt, ertastet. Als Umschreibung vollständiger Nacktheit im 19. Jahrhundert wird die «Venus» in Odvodys Arbeiten zu einem Versprechen, zu einer Ahnung, die — statt den Fotografien als Realität vorauszugehen — die Betrachtenden in eine eigene Wirklichkeit verführt.

«Zwei»
Tintenstrahldruck, © Pavel Odvody

«Plötzlicher Besuch»
Tintenstrahldruck, © Pavel Odvody