Im Rahmen der 11. Darmstädter Tage der Fotografie zeigt die Kunsthalle Darmstadt mit ‹Heide Stolz. Affären› und ‹Zusammenleben. Joachim Brohm / Ute Mahler / John Myers› zwei Ausstellungen, die den Menschen auf je ganz eigene Weise in den Mittelpunkt stellen.
Die von Ralph Goertz konzipierte Ausstellung ‹Zusammenleben› vereint fotografische Positionen von Joachim Brohm, Ute Mahler und John Myers aus den 1970er- und 1980er-Jahren. Mit unterschiedlichen Fragestellungen und Strategien, aber einer ähnlichen Intention nahmen alle drei in einer frühen Werkphase ihre Mitmenschen in den Blick. Aus mehrjährigen Projekten gingen umfangreiche Bildzyklen hervor, die zwar einen dokumentarischen Charakter haben, jedoch auch von einem tieferliegenden Interesse am menschlichen Miteinander zeugen.
Ute Mahlers humanistisch geprägter Fotozyklus ‹Zusammenleben› (1972/74–1988) ist titelgebend und dient der Ausstellung als thematische Klammer. Die Serie, aus der rund 40 Fotografien in der Kunsthalle Darmstadt zu sehen sind, entstand über zwei Jahrzehnte hinweg und berichtet in intimen Aufnahmen vom alltäglichen Zusammenleben in der DDR.
Etwa zeitgleich richtete Joachim Brohm in seinen Aufnahmen der Serien ‹Ruhr› sowie ‹Paradis I› und ‹Paradis II› (jeweils 1980–1983) den Fokus auf die Veränderung des Urbanen und sich im Umbruch befindlicher Regionen im Westen. In seinen tableauhaften Aufnahmen nimmt er weniger das Individuum als das menschliche Treiben in der Landschaft sowie deren Umgestaltung und Neubesetzung in den Blick.
Der britische Fotograf und Maler John Myers hingegen stellte in den Siebzigern wiederum auf das Individuum in seinem sozialen Gefüge scharf. Im Kontext der Ausstellung ‹Zusammenleben› sind Aufnahmen aus seiner Serie ‹Middle England› (1970–1974) erstmals in Deutschland zu sehen! Die Schwarzweißaufnahmen verdeutlichen anschaulich John Myers‘ besondere Stellung als Porträtfotograf innerhalb der britischen Dokumentarfotografie, zu deren Wegbereitern und wichtigsten Vertretern er zählt.
So unterschiedlich die künstlerischen Standpunkte zunächst erscheinen mögen, so sinnvoll ergänzen sie sich in ihrer individuellen Sicht auf gesellschaftliche wie private Strukturen und Gewohnheiten. Joachim Brohm, Ute Mahler und John Myers geben Einblicke in ein mittlerweile zwar historisches Miteinander, lassen in der Gesamtschau jedoch zeit- und grenzüberschreitende Grundzüge des Menschseins offenkundig werden.
Joachim Brohm (*1955, Dülken, Nordrhein-Westfalen) lebt und arbeitet in Leipzig. Seit 1993 lehrt er dort als Professor für künstlerische Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst.
Ute Mahler (*1949, Berka, Thüringen) lebt und arbeitet in Lehnitz bei Berlin. Von 2000 bis 2015 war Ute Mahler Professorin an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg. Sie ist Gründungsmitglied von OSTKREUZ.
John Myers (*1944, Bradford, UK) lebt und arbeitet in Stourbridge, UK. Von 1989 bis 2001 war er Senior Lecturer in Painting und Head of MA Painting programme an der University of Wolverhampton.
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